Beitrag 10: Chile – An der Pazifik Küste

Grollend näherten sie sich, um kurz darauf hochspritzend an den scharfkantigen Felsen zu zerbersten. Schon rauschte die nächste Welle schäumend herran, der das gleiche Schicksal bevorstand.

Der weisse Wellenkamm brach an den Felsen und ergoss sich über den kiesigen Gerölstrand. So ging  es fast die ganze Nacht an unseren Platz, ca 30 Meter vom Meer entfernt. In der Dunkelheit klingt so etwas leicht bedrohlich. Grunddessen wachten wir  öfters auf,  wenn es besonders ungestüme Brecher gab.


Der kalte Humboltstrom, der in der Antarktis entspringt und an der chilenischen Küste entlang zieht ist für vielerleih Seegetier wie Seehunde , Seesterne oder Krebse optimal.

Auf den Felsen tummeln sich Eidechsen und die Pelikane sind so häufig vertreten das sie zum Standard entlang der Küste gehören.


Dieser Humboldstrom lässt auch die Temperatur an der Küste abkühlen, so das es statt der gewohnten 32 Grad die in der nur wenig Kilometer entfernten Atacama  vorherscht, nur noch 20 Grad hat.

Trotzdem Frühstücken wir draussen am Strand und beobachten eine Gruppe Delfine die in einiger Entfernung vorbeizog.

Der kleine Küstenort Taltal wirkte ungewohnt gepflegt. Eine alte Eisenbahn verzierte die Ortsmitte.

In der Mittagszeit ging es sehr ruhig daher denn es war alles geschlossen. Nur in einer Backstube wurde fleissig Brot und Brötchen hergestellt. Die Männer dort luden uns zur Besichtigung ein und wir kamen frische noch heisse Brötchen geschenkt.

Der Weg ist das Ziel

Nach diesem Motto vermieden wir die stark befahrene Ruta 5 und  fuhren nun seit Stunden mit 5 bis 10 km/h durch die Berge. In diesem Schrittempo konnten wir jede Furche jedes Loch  und alle Unebenheiten voll auskosten.
Der ursprüngliche  auf Mapsme eingezeichnete Strassenverlauf war unter den Abraumhalden des Bergbau verschüttet worden.


Doch es gab zahlreiche andere verwirrende Wege, Gabelungen und Verzweigung, die allerdings oft als Sackgasse endeten oder in die falsche Richtung führten. So suchten wir mühsam die Passage um zum nächsten Higlight an der Küste zu gelangen:

Die Humbold Pinguine Insel

Die kleine Bootsschaluppe nahm  rasant Fahrt, über die grossen, jedoch sanften Wellen auf und „Käpten Ahab“  nahm Kurs auf die meterhohe zerstäubende Gischtfontaine. Es war kühl an diesen frühen Mittwochmorgen  und das Wetter recht bedeckt.
Die Jagdt konnte beginnen!


„Wal!  Waaaal !! Wal in Sicht!“
 „Die Harpune und  Lanzen bereit machen!“
So rief man es sich damals zwischen 1810 und 1839 auf den schwankenden kleinen Booten zu, nicht nur um den gefährlichen Potwal Mobby Dick, den es wirklich geben hat,  vor Chiles Küste zu erlegen.

Der kommerzielle Walfang ging so lange weiter bis dieser erst im Jahre 1986 eingestellt wurde.

Heutzutage ist man nicht mehr mit Sperren und Harpunen bewaffnet um „Mobby Dick“ zu töten . Mehr Geld bringen die Touristen die mit Fotoapparaten ausgerüstet  jagdt machen um lebende Tiere zu sehen. 

Wir befanden uns auf einen der speziell für diesen Zweck ausgestatten Booten..  39000 Peso wechselten den Besitzer damit wir drei mitfahren konnten


Während wir nur vier entfernte Pinguine  auf der felsigen Humbold Insel erkennen konnten,

waren die weiter draussen schwimmenden Finnwale ein durchaus attraktiveres Ziel für die auf der Fotojagdt befindenen Gäste mit ihren roten Schwimmwesten.


Wenn die grauen Rücken der geschätzten 15 bis 20 Meter langen Tiere bis auf wenige Meter neben dem auf Pirschfahrt befindlichen Boot auftauchen, standen alle gebannt und muksmäuschen still an der Rehling,  so das wir sogar in deren Blasloch sehen konnten.


Die Humbolt Insel selbst sind geschützt und dürfen nicht betreten werden. Sie sind das Refugium der artenreichen Tierwelt. Seehunde, Delfine, Pinguine oder  Otter begegneten wir hier.


Die Zugangsstrasse zum Ausgangshafen  führt intersanterweise noch durch eine andere Schutzone.

Das Gebiet zwischen trockenen Kakteenwald gehört den Füchse und Guanacos, die hier wenig menschenscheu dicht  an die Strasse heran kommen.

Was treibt uns an?

Von nun an trieb es uns zurück nach Santiago. Denn die gemeinsame Reise mit unserer Tochter ging dem Ende zu.


Doch wie gehabt vermieden wir die mittlerweile zur Autobahn ausgebaute Ruta 5.
Auf den geteerten Nebenstrassen durch den bergigen Kakteenwald schafften wir immerhin für uns Spitzenleistung von 200 km am Tag.


Doch hinter einer Kurve tauchte unerwartet der gerade mal einspuriger 1912 erbaute GobiernoTunnel auf . Über den holprigen asphaltlosen Boden wagten wir langsam hinein. Jedoch; Es gab Gegenverkehr ! 

Also vorsichtig in dem stockdunklen engen Loch Rückwärts wieder raus.  Beim zweiten Versuch erschracken wir, da ein LKW mit grossen Getöse auf uns zu donnerte. Nach dieser zweiten Rückwärts raus Fahrt waren wir an der Reihe. 4 Minuten dauerte die Durchfahrt. Zwei weitere gerade mal 2,70 schmale Tunnel nach Caimanes folgten.

 Nach 16 km Staubpiste erneut ein 1 km langer Tunnel. Jedoch mit Asphalt und diesesmal sogar vorbildlich mit einer Ampel geregelt.
Allerdings gab es ausser den Deutschen mit dem chilenischen Camper kaum jemand der bei roter Ampel stehenblieb. Warten vor der roten Ampel war nur ein gut gemeinter Vorschlag. Falls  sich Fahrzeuge begeneten muss eben einer zurück setzen.

Ich muss nur noch kurz die Welt retten

Nun bekam unsere Tochter eine email von der Iberia Fluglinie. Einen kleinen Virus war es gelungen die Welt, so wie wir sie bisher kannten, aus den Gleichgewicht zu bringen. Der Rückflug zum europäischen Teil der Erde wurde annulliert und um drei Tage verschoben.

Dieses Virus zwingt auch uns zu Änderungen . Wir wissen nicht wie es weitergeht.

So pausieren wir erstmal und somit erfährt auch dieser Blog eine vorläufige Zwangspause.

6 Gedanken zu “Beitrag 10: Chile – An der Pazifik Küste

  1. Moin ihr Lieben,

    wie wirkt sich denn Corona inzwischen auf eure Reise aus? Geht es euch gut? Gibt es in Chile besondere Einschränkungen?

    Hier ist die Welt ja nicht mehr so wie sie mal war! Einschränkungen ohne Ende, mal sinnvoll, mal nicht! Neue Vorschriften im Stundentakt und auch diejenigen, die sie erlassen, scheinen längst den Überblick verloren zu haben!

    Echte und selbsternannte Experten bevölkern die Medienlandschaft, widersprechen sich und sorgen für Unsicherheit!

    Andererseits erleben wir, dass sich die Menschen verändern, es gibt plötzlich viel Solidarität und insgesamt spürt man, dass viele freundlicher werden.

    Schreibt doch mal wie es euch geht und was das Virus mit euch macht!

    Viele liebe Grüße und bleibt bloß gesund!!!

    Ralf und Petra

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    1. Hallo Ralf, Petra  und andere Interessierte
      Ich fang mal damit an das es in Chile anscheinend nicht zu Kloopapierengpässen  gekommen ist.

      Im Vergleich zu Europa scheint die Bevölkerung jedoch mehr erschreckt zu sein.
      Vieleicht weil sie der Ansicht sind, das wieder ein Virus von Europäeren eingeschleppt worden ist. Denn bereits im Jahre fünfzehnhundert soundsoviel hatten die Europäer todbringende Krankheiten in Südamerika verbreitet.
      Jedenfalls werden deutlich schärfere Massnahmen getroffen als in Deutschland , wie z.b. abriegeln ganzer Städte, Strassendesinfektion mit Chlor, totale nächtliche Ausgangssperren. Schliessung eines Grossteil der Geschäfte und öffentlichen Einrichtungen.
      Wir hatten uns daher entschieden mit dem kostenpflichtigen  Rückholprogramm der deutschen Regierung nach Deutschland zurück zu kommen. Eine echte Mamutleistung was die Deutschen Botschaften da organiesiert hatten. Prima!
      Internet im Santiago Flughafen war abgeschaltet. Auch sonst war alles geschlossen, ausser ein Geschäft mit Sonnenbrillen? 
      Nun sind wir erstmal in Deutschland und wundern uns über die wesentlich geringen Massnahmen.

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      1. Hi,

        das ist ja schön, aber inzwischen war ich diesbezüglich auch schon schlauer, weil ich heute Morgen mit den Waldmenschen in Heeslingen telefoniert habe. Kleiner Tipp, A. hat heute Geburtstag!

        Ich nehme nun an, dass ihr eure Tour zu gegebener Zeit fortsetzen wollt oder konntet ihr euer Auto in der Kürze der Zeit noch verkaufen?

        LG Ralf und Petra

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  2. Hallo Ihr Zwei!

    Gut das Ihr die Möglichkeit hattet nach Deutschland zu kommen.
    Bei so einer Situation ist es ja doch einfacher in eigener Sprache zu komunizieren
    usw.

    Aber Euhre Bilder von den Reisen sind wie immer faszienierend und bewundernswert
    was Ihr alles erlebt.
    Naja und es geht ja schließlich irgendwann weiter mit Euhrer Reise…dann ist ja
    Alles gut!

    Ich drücke Euch Beide,
    liebe Grüße,
    Kerstin

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